Ökonomisches Risiko und die elektorale Anziehungskraft der AfD

Mit dem Einzug der Alternative für Deutschland (AfD) in den 19. Deutschen Bundestag stellt sich die Frage nach den Ursachen ihres Erfolgs. In diesem Kapitel steuere ich neue Erkenntnisse zur Debatte um den Zusammenhang zwischen ökonomischer Prekarität und AfD-Wahl bei, indem ich (1) ökonomische Prekarität als individuelles ökonomisches Risiko konzeptualisiere; (2) getrennt den drei Fragen nachgehe, ob sozioökonomisch gefährdete Individuen vermehrt die AfD wählen, ob ökonomisches Risiko ursächlich die Wahl der AfD beeinflusst und durch welche Mechanismen ökonomisches Risiko auf das Wahlverhalten wirkt; sowie (3) den Zusammenhang zwischen ökonomischem Risiko und Wahlverhalten in einer umfassenden Analyse betrachte, die den Einfluss ökonomischen Risikos mit dem Einfluss akuter Arbeitslosigkeit kontrastiert und über alle Parteien hinweg vergleicht. Meine Ergebnisse zeigen, dass ökonomisches Risiko die Wahl rechtspopulistischer Parteien wie der AfD weit deutlicher strukturiert als die Erfahrung von Arbeitslosigkeit. Arbeitslose wenden sich stattdessen verstärkt linken Parteien zu oder bleiben der Wahl fern. In der Vorhersage der AfD-Wahl wird ökonomisches Risiko vollständig durch politische Einstellungen mediiert, vor allem durch restriktive Einwanderungspräferenzen und hohe politische Unzufriedenheit. Durch den ausgeprägten positiven indirekten Effekt über immigrationsfeindliche Einstellungen unterscheidet sich die Wirkungsweise ökonomischen Risikos beim Wahlverhalten für die AfD deutlich von der Wirkungsweise beim Wahlverhalten für Die Linke oder bei der Nichtwahl.